Die Technische Seite des Ju-Jutsu ist äußerst umfangreich und beinhaltet fast sämtliche Techniken und Methoden, die im Bereich des Kampfsportes zu finden sind. Die weiteren Abhandlungen können daher die Inhalte des Ju-Jutsu auch nur skizzieren.

Die Angebotspalette

Die Intentionen der Menschen, die sich für das Ju-Jutsu entscheiden, sind äußerst vielfältig: 

manche haben Spaß an der Bewegung und suchen Geselligkeit, manche möchten sich im Wettkampf ausprobieren, andere wiederum möchten mehr Zeit in ihre persönliche Sicherheit investieren. Ju-Jutsu beinhaltet eine Reihe von Angeboten, die daher ein gewisses Maß an Auswahl bietet

Selbstverteidigung

Es wird gelehrt, wie sich ein Ju-Jutsuka effektiv in einem Ernstfall gegen zunächst einen Aggressor zur Wehr setzt bzw. jemanden hilft, der sich in einer Notwehrsituation befindet.

Gürtelprüfungen

Den Nachweis über die Kontrolle von Techniken können Ju-Jutsuka über Gürtelprüfungen und den damit verbundenen Eintrag in den so genannten „Ju-Jutsu-Pass“, den jeder Sportler erhält, erwerben. Mit jeder bestandenen Gürtelprüfung erlangt der Ju-Jutsuka einen höheren Gürtelgrad. Die Graduierungen teilen sich in Anfänger- und Meisterstufen auf. Die Anfängerstufen setzten sich aus farbigen Gürteln zusammen. Diese beginnen bei gelb und wechseln über orange, grün und blau zum braunen Gürtel. Die Meisterstufen beinhalten schwarze Gürtel, nennen sich „Dan“ und werden mit Zahlen benannt, wie z.B. 1. Dan, 2. Dan usw. Zur Unterscheidung der Dan-Grade werden häufig – entsprechend der Anzahl der Dan-Grade – Quer-Streifen an einem Gürtelenden getragen. Ausnahme bildet der 6. Dan Ju-Jutsu, dessen Farbe rot-weiß ist. Außer dem 1. Dan, dürfen Dan-Grade zur Anerkennung von besonderen Leistungen auch verliehen werden.

Umgang mit Waffen

Mit der Modifizierung des Ju-Jutsu im Jahr 2000 wurden auch Techniken aus professionellen Stock- und Messerkampfsystemen, wie z.B. aus dem philippinischen „Kali“ oder „Escrima“ in das Repertoire aufgenommen. Damit stieg der Realitätsgehalt und das Niveau des Ju-Jutsu erheblich, da das Training mit dem Stock synonym zu Alltagswaffen, wie z.B. einer aufgerollten Zeitung, einem Regenschirm oder einem Spazierstock zu sehen ist.

Ebenfalls wurde der Umgang mit dem Messer systematisiert, so dass die gelernten Techniken und Prinzipien direkt auf Alltagswaffen, wie z.B. Kugelschreiber übertragen werden können.

Wettkampf

Der Ju-Jutsu Wettkampf erfreut sich nicht nur in Deutschland einer großer Beliebtheit, sondern wird weltweit praktiziert. Der Wettkampfbereich teilt sich in drei weitere Bereiche auf:

  • Bei dem Ju-Jutsu Fighting System handelt es sich um eine Leichtkontaktvariante des Wettkampfes. Erlaubt sind leichte Schläge und Tritte oberhalb der Gürtellinie, sowie Würfe, Würger, Hebel und Festhaltegriffe. Die Kontrahenten werden in Gewichts- und Alterklassen eingeteilt und kämpfen mit einer Schutzausrüstung, zu deren Grundausstattung der Hand-, Fuß- und Tiefschutz gehört. Ziel ist es, seinen Gegner entweder nach Punkten zu besiegen oder zur Aufgabe zu zwingen. Qualifizieren kann sich ein Wettkämpfer über die Bezirks-, Landes-, und Norddeutschen Meisterschaften, bis hin zu den Deutschen Meisterschaften. Sehr erfolgreiche Kämpfer werden im Bundeskader gefördert und können an Europa- und Weltmeisterschaften teilnehmen.
  • Bei dem Ju-Jutsu Duo-System, handelt es sich um einen abgesprochenen Kampf, d. h. Angreifer und Verteidiger bilden ein Team und zeigen abgesprochene Möglichkeiten einer Verteidigungshandlung. Diese wird durch Kampfrichter – ähnlich wie beim Eiskunstlaufen – bewertet.
  • Bei dem Ju-Jutsu -Formenwettkampf handelt es sich um eine Demonstration (Show) von Verteidigungstechniken, die nur in Deutschland praktiziert wird. Zwei bis fünf Teilnehmer bilden ein Team und entwickeln eine Choreografie, deren Zeitrahmen drei bis sechs Minuten beträgt. Hilfsmittel, wie Musik- und Lichteffekte dürfen benutzt werden. Die Showkämpfe werden von einem Kampfgericht bewertet, das sich aus fünf Wertungsrichtern zusammensetzt. Dieses bewertet erstens die Technik mit 1 bis 10 Punkten und zweitens die Idee mit 1 bis 5 Punkten.
  • Die Techniken

    Die Möglichkeiten innerhalb der Angebote sind ebenso vielfältig und sollen daher auch nur skizziert werden:

  • Atemitechniken = alle Schlag- und Tritttechniken.
  • Wurftechniken = alle Techniken, bei dem der Gegner durch ziehen, drücken oder ausheben in die Bodenlage gebracht wird.
  • Hebeltechniken = diese Techniken werden ausschließlich an Gelenken, vorzugsweise an Hand-, Ellenbogen-, Knie- und Fußgelenk durchgeführt. Das betroffene Gelenk wird entweder gegen seine gewohnte Bewegungsrichtung oder über die gewohnte Bewegungsrichtung hinaus gebeugt oder gestreckt.
  • Würgetechniken = Techniken, die durch Druck auf den Hals oder auf Teile des Halses (Luftröhre, Halsschlagader, Kehlkopf, Halswirbelsäule usw.) leichte bis schwerste Verletzungen hervorrufen können.
  • Festlegetechniken = Techniken, mit denen ein Kontrahent – vor allem in der Bodenlage – selbst von einem leichteren und/oder schwächeren Verteidiger eine gewisse Zeit festgehalten werden kann.
  • Transporttechniken = Techniken, mit denen ein Verteidiger den Bewegungsumfang eines Kontrahenten nach einer erfolgreichen Abwehr soweit einschränken kann, dass sich der Kontrahent zwar nicht mehr zur Wehr setzen, dennoch z.B. zur nächsten Polizeidienststelle abgeführt werden kann. Der so genannte „Polizeigriff“ sei hier als Beispiel genannt.
  • Stock- und Messertechniken = Techniken, bei denen der Sportler lernt, zunächst mit Stock und Messer zu arbeiten, um Rückschlüsse auf die Verteidigung gegen diese Waffen ziehen zu können.
  • Durch die große Technikauswahl hat jeder Sportler die Möglichkeit, sich nach seinen körperlichen Gegebenheiten (Alter, Gewicht, Kondition, etc.) und seinen persönlichen Vorlieben (Tritt- und Schlagtechniken, Werfen, Bodenkampf, etc.) zu entwickeln. Im Ju-Jutsu 1×1, dem offiziellen Lehrbuch des Deutschen Ju-Jutsu Verbandes e.V. ist dazu folgendes zu lesen: „Ju-Jutsu ist eine sehr interessante und vielseitige Sportart und Selbstverteidigungsdisziplin, bei der alle Teilnehmer, ob jung oder alt, männlich oder weiblich, gemeinsam auf der Matte trainieren, um sich nicht nur körperlich fit zu halten oder freundschaftliche Kontakte zu knüpfen, sondern dabei noch viel für ihre persönliche Sicherheit im Alltag zu tun. Dies nutzen mittlerweile rund 50.000 Mitglieder des Deutschen Ju-Jutsu-Verbandes e.V. (DJJV) in ganz Deutschland.“

    Rituale im Ju-Jutsu

    Ju-Jutsu ist eine grundsätzlich progressive Kampfsportart dessen Bestreben es ist, sich modern und realitätsnahe „am Zahn der Zeit“ zu befinden. Dies zeigte sich zuletzt im Jahre 2000, in dem umfangreiche Veränderungen sowohl das gesamte Technikrepertoire, als auch den gesamten Wettkampfbereich des Ju-Jutsu neu formierten und strukturierten. Unweigerlich stellt sich die Frage, wie das Ju-Jutsu diese vielen Veränderungen und Modifizierungen bewältigen konnte, ohne dabei an Authentizität und Profil zu verlieren. Eine Antwort darauf geben die Rituale, im Ju-Jutsu auch „Etikette“ genannt, welche tief verwurzelt mit den alten Traditionen des Jiu-Jitsu den Rahmen des Ju-Jutsu bilden. Sie sind unabänderbar, schaffen Zuverlässigkeit und Sicherheit zugleich, geben dem Ju-Jutsu seinen individuellen Charakter und stellen die Seele des Ju-Jutsu dar. So ist in der offiziellen Ausgabe des DJJV, dem „Ju-Jutsu 1×1“ zu lesen: „…Dabei sollten wir stolz auf unsere Etikette sein und sie als Tradition pflegen, denn schon in ihr drückt sich der Geist unseres Sportes aus.“

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